Einkaufen früher
Das
Einkaufen früher war noch lange kein “Shopping”. Es gab kleine
Greißlereien oder
Gemischtwarenhandlungen,
die zum
Großteil im Familienbetrieb geführt wurden.
Sie hatten Lebensmittel,
Putzmittel, Kleidung und viele Artikel des täglichen Bedarfs. Dann gab es
eigene Bäckereien, Milchgeschäfte und Fleischereien und für die Mode hatte man
Textilgeschäfte (Sie führten auch Stoffe, da die Menschen früher viel selbst
nähten, weil es billiger war) und Schuhgeschäfte. Dort reparierte der Schuster
aber mehr Schuhe als er verkaufte.
Hannah und
Xenia im Interview mit einer ehemaligen Geschäftsbesitzerin einer typischen
Greißlerei:
Wann und
von wem wurde das Geschäft gegründet?
So ca. um 1910, von meinen Großeltern.
So ca. um 1910, von meinen Großeltern.
Es gab viele Regale mit verschieden
großen Laden. Alles war eng und klein.
Wie viele
Geschäfte gab es in Ihrer Ortschaft?
3 Geschäfte und eine Bäckerei, nach Kriegsende auch eine Trafik. Kriegsversehrte Menschen bekamen vom Staat die Möglichkeit eine Trafik zu betreiben.
3 Geschäfte und eine Bäckerei, nach Kriegsende auch eine Trafik. Kriegsversehrte Menschen bekamen vom Staat die Möglichkeit eine Trafik zu betreiben.
Wie war das
in Ihrer Lehrzeit?
Sie dauerte dreieinhalb Jahre, ursprünglich 1 Tag pro Woche Berufsschule, in den 60er Jahren wurde es umgeändert und findet seither in einem Block einmal jährlich statt.
Sie dauerte dreieinhalb Jahre, ursprünglich 1 Tag pro Woche Berufsschule, in den 60er Jahren wurde es umgeändert und findet seither in einem Block einmal jährlich statt.
Wie viele
Wochen Urlaub gab es?
Für uns als Selbstständige (Familienbetrieb) war kein Urlaub möglich,
einzelne Tage konnten wir uns vielleicht
frei nehmen.
Wie sah das
Sortiment (Waren) aus?
Waren aller Art von Lebensmitteln, Kurzwaren (Zwirn, Nadeln, Einziehgummi, …), Arbeitsgewand, Schrauben, Schreibwaren, usw.!
Waren aller Art von Lebensmitteln, Kurzwaren (Zwirn, Nadeln, Einziehgummi, …), Arbeitsgewand, Schrauben, Schreibwaren, usw.!
Tiefkühlprodukte gab es erst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre.
Woher
bezogen Sie die Waren (Lieferanten)?
Waren wurden vom Erzeuger unter mühsamen Bedingungen selbst geholt, mit dem Pferdewagen, später mit dem Moped. Ab Mitte der 60er Jahre wurde geliefert.
Waren wurden vom Erzeuger unter mühsamen Bedingungen selbst geholt, mit dem Pferdewagen, später mit dem Moped. Ab Mitte der 60er Jahre wurde geliefert.
Obst wurde nur saisonal und aus der Region angeboten. Die meisten Leute
hatten am Land einen Garten und waren bei Gemüse und Obst Selbstversorger.
Gab es
schon abgepackte Waren oder wurde alles ausgewogen?
Es wurde alles ausgewogen oder man kaufte Ware Stückweise, für Flüssigkeiten musste man selber ein Gefäß mitbringen und man kaufte z.B. ein viertel Liter Essig, ein achtel Liter Rum oder 10 dag Öl.
Es wurde alles ausgewogen oder man kaufte Ware Stückweise, für Flüssigkeiten musste man selber ein Gefäß mitbringen und man kaufte z.B. ein viertel Liter Essig, ein achtel Liter Rum oder 10 dag Öl.
Die Leute hatten oft keine Küchenwaage zu Hause.
Ab wann gab
es abgepackte Lebensmittel?
Am Land ca. Ende der 60er Anfang der 70er Jahre. Staubzucker wurde bis zum Schluss von mir selbst eingewogen.
Am Land ca. Ende der 60er Anfang der 70er Jahre. Staubzucker wurde bis zum Schluss von mir selbst eingewogen.
In der Stadt gab es verpackte Lebensmittel schon etwas früher.
Wie war das
mit der Milch?
Am Land waren die Leute Selbstversorger. Die Meisten hatten eine Ziege oder auch eine Kuh, sonst holte man die Milch vom Bauern mit seiner eigenen Milchkanne!
Am Land waren die Leute Selbstversorger. Die Meisten hatten eine Ziege oder auch eine Kuh, sonst holte man die Milch vom Bauern mit seiner eigenen Milchkanne!
In der Stadt gab es eigene Milchgeschäfte, aber auch da brauchte man die
Milchkanne. Später gab es die Milch in Glasflaschen.
Wie waren
die Öffnungszeiten?
Es gab eine 60 Stunden Woche, das Geschäft war auch am Samstag bis zum Abend geöffnet. Auch am Sonntagvormittag konnten die Leute nach der Kirche einkaufen. Später waren dann der Donnerstag- und Samstagnachmittag geschlossen.
Es gab eine 60 Stunden Woche, das Geschäft war auch am Samstag bis zum Abend geöffnet. Auch am Sonntagvormittag konnten die Leute nach der Kirche einkaufen. Später waren dann der Donnerstag- und Samstagnachmittag geschlossen.
Wann wurde
Ihr Geschäft für immer geschlossen?
Im Jahr 2003 habe ich mein Geschäft wegen Pensionierung für immer
zugesperrt, da ich keinen Nachfolger finden konnte.
Was geschah
mit übriggebliebenen Lebensmitteln (Gemüse, Obst, Brot)?
Grundsätzlich ist nichts übrig geblieben, es gab kein großes Lager. Obst wurde zu Kompott oder Marmelade verarbeitet.
Grundsätzlich ist nichts übrig geblieben, es gab kein großes Lager. Obst wurde zu Kompott oder Marmelade verarbeitet.
Wie war das
mit dem Haltbarkeitsdatum?
Gab es nicht, es gab keinen großen Vorrat. Es wurde auch kein Vorrat für längere Zeit eingekauft.
Gab es nicht, es gab keinen großen Vorrat. Es wurde auch kein Vorrat für längere Zeit eingekauft.
Hatten die Kunden auch Kredit bei Ihnen?
Ja, es gab ein Notizbuch (Schuldenbüchl), in welchem immer der Betrag des unbezahlten Einkaufs notiert wurde. Die Bezahlung erfolgte dann monatlich. Kleidung wurde fast immer auf Ratenzahlung gekauft (abgestottert).
Ja, es gab ein Notizbuch (Schuldenbüchl), in welchem immer der Betrag des unbezahlten Einkaufs notiert wurde. Die Bezahlung erfolgte dann monatlich. Kleidung wurde fast immer auf Ratenzahlung gekauft (abgestottert).
Hanna und Xenia im Interview mit
Kunden von früher:
Wie oft
ging man früher einkaufen? Einmal in
der Woche, am Freitag oder Samstag.
Wie oft
gehen Sie heute einkaufen? Täglich.
Bekam man
beim Einkaufen eine Einkaufstasche? Nein.
Große Familien gingen mit einem Buckelkorb, sonst reichte ein Einkaufskorb.
Wie war das
in Ihrer Kindheit/Jugend mit neuer Kleidung?
Bei Schulkindern gab es auch Schulkleidung, man musste sich sofort nach
dem Nachhausekommen umziehen. Man hatte die ganze Woche die selben
Kleidungsstücke an. Unterwäsche wurde öfter gewechselt. Socken und Strümpfe
wurden gestopft und nicht gleich neu gekauft. Kleidung wurde nur angeschafft,
wenn sie zu klein geworden war, war aber nicht immer neu. Es gab ein
Sonntagsgewand und Wochenkleidung.
Am Samstag war Waschtag, damit man am Montag wieder saubere Kleidung
hatte.
Wie war es
dann bei Ihren Kindern?
Sie bekamen im Frühling (zu Ostern) und im Herbst (Allerheiligen) oder
erst zu Weihnachten neue Kleidungsstücke.
Haben Sie
als Kind auch Naschsachen (Zuckerl, Schokolade) bekommen?
Eher selten, nur ein paar Stück
und die mussten unter den Geschwistern geteilt werden. Zuckerl bekam man
beim Greißler stückweise.
Wie oft hat
es in Ihrer Kindheit/Jugend Fleisch oder Wurst gegeben?
Es gab keine Wurst. Fleisch (ein kleines Stück) gab es manchmal am Donnerstag zum Gemüse,
sonst nur am Sonntag. Am Land waren da die Leute auch Selbstversorger
(Hühner, Hasen, Gänse event. Schweine).
Federn wurden zu Tuchenten und Pölstern verarbeitet.
Welche
Getränke gab es?
Es gab für uns Kinder grundsätzlich nur Leitungswasser zum Trinken. Zu
besonderen Anlässen selbstgemachte Fruchtsäfte. In den 60er Jahren dann am
Sonntag eventuell Kracherl (Limonaden),
diese wurden vom Gasthaus geholt
(1 Flasche für die ganze Familie). Männer tranken am Sonntag im Gasthaus
Bier oder Wein.
Wie alt
waren Sie, als Sie ein eigenes Bankkonto eröffneten?
Bis zum Ende der 70er Jahre gab es das Lohnsackerl, bei kleinen Betrieben
auch noch länger. Da brauchte man kein Bankkonto.
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